Personalpraxis - 23.04.2021

Psychische Gesundheit im Homeoffice

Seit nahezu einem Jahr hat Corona unser Alltags­ und Berufsleben fest im Griff. Das Umstrukturieren der Arbeit, die Umstellung auf Homeoffice, die ständige Angst vor einer Infektion, vielleicht sogar Existenznot – viele Beschäftigte stehen während der Corona­Pandemie unter hohem psychischem Druck. Wenn Unternehmen recht­ zeitig und richtig auf Warnhinweise reagieren, können sie ihre Mitarbeiter vor einem „Corona­Burnout“ schützen und lange Krankheitszeiten vermeiden.

Psychische Gesundheit im Homeoffice
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Belastungen haben zugenommen

Die wirtschaftlichen und organisatorischen Herausforderungen der Corona-Pandemie für Unternehmen und Beschäftigte sind immens. Hinzu kommen häufig pandemiebedingte Veränderungen von Lebensbedingungen und Belastungen außerhalb der Erwerbsarbeit, wie z. B. Kita- und Schulschließungen. Sie können Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Beschäftigten im Allgemeinen und v. a. auch auf die Mitarbeiter im Homeoffice haben. Dort fällt es den Beschäftigten oftmals schwer, Privates von Beruflichem zu trennen, wodurch sie sich zunehmend gestresst fühlen. Folgen dieser permanenten Stressbelastung können Schlafstörungen sowie psychosomatische Beschwerden wie Kopf- und Magenschmerzen, Hautreizungen oder Rückenprobleme sein.

Die Betroffenen reagieren auf ihre Stresssituation häufig mit gesundheitsschädigenden Verhaltensweisen: Sie nehmen sich keine Zeit mehr für das Essen oder ernähren sich ungesund, bewegen sich zu wenig und greifen als „Belohnung“ nach dem Feierabend zu Alkohol und anderen Suchtmitteln. Psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angstzustände können am Ende dieses schleichenden Prozesses stehen.

Führungskräfte in der Verantwortung

Neben den organisatorischen Herausforderungen durch die Corona-Krise und dem Infektionsschutz für die Beschäftigten, gehört es zur Fürsorgepflicht von Führungskräften, die Gesundheit und damit auch die psychische Stabilität ihrer Mitarbeiter nicht aus dem Blick zu verlieren – auch und gerade bei denjenigen, die im Homeoffice arbeiten. Da sich körperliche Beschwerden auch auf das psychische Wohlbefinden auswirken, sollen Arbeitgeber dafür sorgen, dass die Arbeitsplätze ihrer im Homeoffice arbeitenden Mitarbeiter ergonomisch ausgestattet sind.

Evtl. kann aus dem Betrieb ein geeigneter Bürostuhl oder ein zusätzlicher Bildschirm „ausgeliehen“ werden.

Damit Führungskräfte psychische Probleme ihrer Beschäftigten rechtzeitig erkennen können, sind regelmäßig stattfindende Team- und Mitarbeitergespräche sinnvoll. Warnhinweise für eine mentale Belastung des Mitarbeiters können z. B. eine nachlassende Leistung oder erhöhte Fehlzeiten sein. Auch extreme Stimmungsschwankungen oder Gleichgültigkeit können ein Hinweis auf eine mentale Instabilität sein.

Unterstützung signalisieren

Bei begründetem Verdacht einer psychischen Belastung sollten Führungskräfte mit dem betroffenen Mitarbeiter so früh wie möglich das Gespräch suchen. Dabei sollte keine ärztliche Diagnose gestellt, sondern vielmehr Verständnis für die Situation gezeigt und Unterstützung angeboten werden. Wichtig ist festzustellen, dass Handlungsbedarf in Bezug auf den Mitarbeiter besteht und eine entsprechende Beratung eingeleitet werden sollte.

Psychische Gesundheit – Tipps für Arbeitgeber

  • Klare Arbeitsstrukturen und -prozesse schaffen
  • Unterstützung bei der technischen und ergonomischen Ausstattung des Heim-Arbeitsplatzes
  • Klare Abgrenzungen von Freizeit und Arbeitszeit, feste Zeiten für die Erreichbarkeit vereinbaren
  • Regelmäßige virtuelle Treffen installieren, um einen dienstlichen und sozialen Austausch zu gewährleisten, z. B. Feedbackrunden, Kaffeemeetings
  • Hilfe zur Selbsthilfe: Angebot von Online-Kursen oder Videocasts zur Förderung der Resilienz für die Mitarbeiter
  • Belasteten Mitarbeitern Beratung und Hilfe über externe Dienstleister anbieten

Rolle der Kollegen

Der lockere Austausch zwischen den Kollegen ist gerade für Beschäftigte im Homeoffice besonders wichtig und kommt einer „Psychohygiene“ gleich. Probleme bei der Arbeit oder auch im privaten Bereich lassen sich besser bewältigen, wenn man sich mit einem Arbeitskollegen oder dem Team austauschen kann. Für Mitarbeiter im Homeoffice sollten daher nicht nur dienstliche OnlineMeetings stattfinden, sondern auch z. B. eine regelmäßige digitale Kaffeepause – auf freiwilliger Basis – eingerichtet werden, in der es bewusst nicht um den Job gehen soll. So sind es oft zuerst die Kollegen, die von Problemen oder Sorgen innerhalb der Belegschaft erfahren, z. B. auch, wenn übermäßig Alkohol oder andere Suchtmittel konsumiert werden.

Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe bietet für Unternehmen Schulungen und Informati- onsmaterial zum Thema Depression und psychische Gesundheit am Arbeitsplatz an.

  • Weitere Informationen zur psychischen Gesundheit finden Sie hier.
Hinweis: Bitte beachten Sie, dass dieser Inhalt zwischenzeitlich veraltet sein könnte.

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