Die nächste Ausgabe erscheint am 01.07.2024.

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Das Magazin der BKK WIRTSCHAFT & FINANZEN

In der Pandemie wichtiger denn je:
Organ– und Gewebespende
Mit einer Entscheidung zum Helden werden

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Dass Organspenden Leben retten, ist keine neue Erkenntnis. Aber warum sollte sich jeder Einzelne – ganz unabhängig vom Ergebnis – mit diesem Thema befassen?

Im Alter von sieben Jahren wurde bei Claudia Kotter (re.) die seltene Autoimmunkrankheit Sklerodermie diagnostiziert. Trotz der Diagnose konnte Claudia ein relativ uneingeschränktes Leben führen, denn Claudia hat sich nicht als krank empfunden, die Krankheit aber auch nicht als ihren Feind verstanden. Vielmehr hat sie sich weiterhin an ihrem gesunden Umfeld orientiert und versucht, ihre Krankheit in ein möglichst aktives Leben zu integrieren. Schon damals war ihr unbeschreiblicher Lebenswille und ihre Kraft zu spüren.

Claudia Kotter
Claudia Kotter (copyright: Angela Ipach)

Als sich mit 20 Jahren der Zustand ihrer Lunge jedoch enorm verschlechterte, wurde schnell deutlich, dass ihr Leben nur durch eine Lungentransplantation gerettet werden kann. Vier Jahre musste Claudia auf eine neue Lunge warten. Die Zeit bis zur Transplantation hat sie jedoch nicht mit Warten verbracht. Sie gründete die Initiative „Junge Helden“, um einen anderen Umgang mit dem Thema Organspende zu etablieren. Anstatt zu moralisieren und ausschließlich pro Spende zu agieren, hat Claudia den Weg für einen liberalen, aber lebensbejahenden Umgang mit dem Thema geebnet. Am 9. Mai 2007 wurde Claudia schließlich transplantiert und konnte ihr Leben danach noch intensiver als zuvor leben. Sie ist verreist, hat Sport gemacht, ein Buch geschrieben, sich noch mehr für „Junge Helden“ stark- gemacht, einfach jede Sekunde mit ihren Freunden und ihrer Familie genossen. Am 14. Juni 2011 ist Claudia an einem Herzversagen in ihrer Berliner Wohnung gestorben.

“Wir sind jedem dankbar, der sich mit dem Tod auseinandersetzt und sich die Zeit für eine persönliche Entscheidung nimmt.”

Angela Ipach

Ihre Schwester Angela Ipach (re.) führt den Verein als Mitgründerin und Geschäftsführerin bis heute nach ihrem Willen weiter: „So plötzlich Claudi uns verlassen hat, so sehr hat sie uns aber auch auf diesen Moment vorbereitet. Das hat sie eher indirekt gemacht, aber indem sie ihre Gedanken und Vorstellungen immer mit uns geteilt, Diskussionen und offene Worte nie gescheut hat, haben wir immer deutlich vor Augen, wie Claudi handeln würde.“

Angela Ipach
Angela Ipach

Zahlen, Daten, Fakten im Überblick

Organspende in Deutschland

Wer benötigt Organspenden?

In Deutschland warten aktuell etwa 9.200 Menschen auf ein überlebenswichtiges Spenderorgan. Dafür gibt es verschiedene Gründe: plötzlich auftretende Erkrankungen des Herzmuskels aufgrund einer verschleppten Erkältung oder chronische Krankheiten wie eine Lungenfibrose.

Wer kommt als Spender in Frage?

Ein Mensch kommt dann als Organspender in Frage, wenn im Krankenhaus in einer streng reglementierten Untersuchung der Hirntod festgestellt wird. Das sind ein Prozent aller in deutschen Krankenhäusern versterbenden Patientinnen und Patienten, d. h. circa 4.000 Menschen. 2020 gab es trotz Pandemie mit 913 Organspendern einen ähnlichen Wert wie im Jahr 2019. 2.941 Organe konnten postmortal in Deutschland oder dem Ausland transplantiert werden.

Was bedeutet Hirntod?

Der Hirntod ist der Tod des Menschen. Die Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms ist unwiederbringlich erloschen und der Tod des Menschen nach neurologischen Kriterien eingetreten. Nach der Etablierung des Diagnostikverfahrens für den Hirntod wurde in Deutschland noch nie ein Patient fälschlich für hirntot erklärt.

Wer erhält ein Spenderorgan?

Die Verteilung der Spenderorgane wird über die Warteliste von Eurotransplant festgelegt. Entscheidend für die Reihenfolge sind u. a. die Dringlichkeit einer Transplantation bei dem Patienten sowie die Erfolgswahrscheinlichkeit.

Wie ist die Organspende gesetzlich geregelt?

Seit dem 1. November 2012 gilt in Deutschland die Entscheidungslösung. Organe können im Todesfall entnommen werden, wenn der Verstorbene zu Lebzeiten, z. B. per Organspendeausweis, einer Organspende zugestimmt oder die Entscheidung seinen Angehörigen mündlich mitgeteilt hat. Wurde der persönliche Wille nicht festgehalten oder mitgeteilt, müssen die engsten Verwandten auf Grundlage des mutmaßlichen Willens des verstorbenen Patienten entscheiden.

Hintergrund: der Verein Junge Helden e. V.

Junge Helden e. V. ist eine gemeinnützige Organisation, die seit siebzehn Jahren deutschlandweit und ergebnisoffen insbesondere junge Menschen über Organspende aufklärt. Mit Schulbesuchen, Vorträgen, Sport-Events, Partys und medialer Präsenz platziert Junge Helden das Thema mitten im Leben. Ein Junger Held ist, wer sich mit dem Thema auseinandersetzt und eine persönliche Entscheidung trifft, getreu dem Motto: Entscheidend ist die Entscheidung. Der Verein wurde 2003 von Claudia Kotter, ihrer Familie und ihrem Freundeskreis gegründet. Mittlerweile hat der Verein viele prominente Unterstützer wie Schauspieler Jürgen Vogel– oder die TV-Entertainer, Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf.

JH Organspendeausweis 1
https://junge-helden.org/mitmachen/ausweis-bestellen/

Life Saving Wallpapers

Junge Helden e. V. bietet mit dem Organspendeausweis als – auch selbst bearbeitbare – Life Saving Wallpaper in knapp 60 Motiven eine außergewöhnliche Form der Darstellung mit ein paar Klicks für Smartphones. Mehr Infos dazu gibt es unter https://junge-helden.org/mitmachen/lifesavingwallpapers/

Mehr Informationen:
junge-helden.org/organspende/

Hinweis: Bitte beachten Sie, dass dieser Inhalt zwischenzeitlich veraltet sein könnte.

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