Die nächste Ausgabe erscheint am 01.07.2024.

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Das Magazin der BKK WIRTSCHAFT & FINANZEN

Ist Gesundheit eine Frage des Geschlechts?

Mann vs Frau Vektoren

Gender Health Gap

Im Alltag achten wir immer mehr darauf, jedem Geschlecht gerecht zu werden und niemanden zu benachteiligen. Wir differenzieren zwischen männlich, weiblich und divers, doch die Medizin ist bisher nicht so fortschrittlich. In welchen Bereichen gibt es den Gender Health Gap – also das Fehlen einer geschlechtsspezifischen Medizin – und welche Folgen kann das haben?

Das biologische Geschlecht (sex) unterscheidet sich nicht nur bei den Geschlechtsorganen, sondern auch bei der Körpergröße, den Hormonen sowie bei der Fett-, Muskel- und Knochenmasse. Das soziale Geschlecht (gender) unterscheidet sich in den sozialen Eigenschaften, Chancen und Beziehungen der Menschen. Es ist ein soziales Konstrukt und wird durch den Sozialisierungsprozess erlernt. Es kann sich kontext- und zeitspezifisch verändern. All diese Unterschiede beeinflussen die Entstehung von Krankheiten, wie sie diagnostiziert werden, deren Verlauf und Behandlung.  

Der Mann als Standard-Mensch?

Frauen waren eine lange Zeit von Medikamentenstudien ausgeschlossen, die Ergebnisse wurden einfach auch auf sie übertragen. Dies hat zur Folge, dass auch heute noch manche Medikamente für Frauen zu hoch dosiert sind. Erst seit 2004 müssen Pharmaunternehmen eventuelle Unterschiede zwischen Männern und Frauen untersuchen, doch auch hier sind die Studien nicht in einem ausgewogenen Verhältnis zu besetzen und dies betrifft die Unternehmen auch erst ab der zweiten Phase.

In der ersten Phase von klinischen Studien werden aber bereits grundlegende Eigenschaften überprüft. An freiwilligen gesunden Menschen wird die Verträglichkeit und Sicherheit neuer Medikamente geprüft. So wird getestet, ob es sich für einen Einsatz beim Menschen eignet. Erst ab der zweiten Phase werden Medikamente an Personen mit entsprechenden Erkrankungen getestet. Sogar bei Tierversuchen werden neue Arzneimittel zur Implementierung häufig bevorzugt nur an männlichen Tieren getestet. Mögliche entstehende Komplikationen wegen des weiblichen Zyklus werden kaum berücksichtigt, da sie zu zeitintensiv sind.

Die fehlende Berücksichtigung von Frauen bei Forschungen begründet vielleicht auch, wieso bei Frauen häufiger Nebenwirkungen auftreten, z. B.

• Medikamente gegen Bluthochdruck führen bei Frauen eher zu unerwünschten Nebenwirkungen wie Schwindel, Übelkeit oder Funktionsstörungen der Nieren und Leber.

• Schlafmittel werden von Frauen langsamer verstoffwechselt, was dazu führt, dass sie länger wirken.

• Bei Männern können Blutverdünner einen Herzinfarkt verhindern, nicht so bei Frauen, hier wirkt er zur primären Prävention eines Schlaganfalls.

4 verschiedene Maenner Vektoren
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Mann ≠ Frau

Erkrankungen und dessen Verläufe äußern sich ebenfalls unterschiedlich. Gerade Corona hat gezeigt, dass das Immunsystem von Frauen eine Infektion leichter in den Griff bekommt und Männer hingegen häufiger einen schweren Verlauf haben.

Schon länger ist bekannt, dass das weibliche Östrogen auf das Immunsystem aktivierend wirkt und das männliche Testosteron die Immunabwehr hemmt. Die menschliche DNA (engl. Abkürzung für Desoxyribonucleinsäure) liegt in den Chromosomen. Männer haben ein X- und ein kleineres Y-Chromosom. Frauen haben zwei gleichgroße X-Chromosome. Auf dem X-Chromosom liegen viele Gene, die ausschließlich das Immunsystem regulieren. Immunzellen bei Frauen können somit Gene von beiden X-Chromosomen ablesen.

Viele Erkrankungen zeigen sich bei Männern und Frauen unterschiedlich und werden dadurch oft nicht so schnell erkannt und behandelt.

Frau neben Mann Vektoren
moremar/depositphotosID: 238689374

Auch wenn der Herzinfarkt statistisch gesehen doppelt so häufig auftritt wie bei Frauen, ist die Wahrscheinlichkeit, daran zu sterben, bei Frauen deutlich größer. Die Symptome bei Frauen äußern sich zudem anders als bei Männern. Die bekannten typischen Symptome bei Männern sind stechende Schmerzen in der Brust oder ein in den Arm ziehender Schmerz. Bei Frauen äußert sich ein Herzinfarkt durch starke Kopfschmerzen, Schmerzen im Oberbauch oder Übelkeit. Doch auch Männer haben unter dem Gender Health Gap zu leiden, denn „typische“ Frauenerkrankungen wie zum Beispiel Osteoporose, Multiple Sklerose, Fibromyalgie, Alzheimer und psychische Erkrankungen wie Depressionen werden bei Männern viel seltener erkannt. Forschung, Diagnose und Behandlung sollte alle Geschlechter berücksichtigen. Leistungen im Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention sollen dazu beitragen, sozial bedingte sowie geschlechtsbezogene Ungleichheit von Gesundheitschancen zu vermindern. Hierzu sollen Krankenkassen bei der Maßnahmenplanung und Ansprache die besonderen Bedürfnisse und Bedarfe sowie die unterschiedlichen Lebensbedingungen von Männern und Frauen berücksichtigen. Generell soll die Vielfalt und Diversität der Menschen, also Alter, Geschlecht, Behinderung, Migrationshintergrund, sozioökonomischer Status und Religion/Weltanschauung berücksichtigt werden.

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