Vorwort: Liebe Leserinnen und Leser,
auch nach dem Abflauen der letzten Welle kommt man am Thema Corona nicht vorbei. Viele Fragen bewegen die ÖffentÂlichkeit noch immer – von Maskendeals über Ansteckungen trotz Impfung als Schutz vor schweren Verläufen bis zur gescheiterten Impfpflicht und deren unklarer Auswirkung auf die einrichtungsbezogene Pflicht. Die schlechte KommuniÂkation unserer Politik hat daran einen wesentlichen Anteil.
Denn die meisten Menschen haben einfach irgendwann aufÂgehört zu versuchen, die sich ständig ändernden Corona-Regeln zu verstehen. Die Frage nach dem Warum führt zum vernachlässigten Unterschied von politischer Werbung und Kommunikation.
Die Süddeutsche Zeitung (SZ) hat hier einige sehr treffende Schlussfolgerungen gezogen. Die Essenz:
• Kommunikation umfasst mehr als die reinen Informationen. In einer Pandemie muss sie diese Informationen für den Nutzer handlungsorientiert aufbereiten und frei von politischer Werbung sein. Denn während Kommunikation Menschen aufklären und motivieren will, liegt das Ziel von Politikwerbung in der Überzeugung. Wenn dann auch noch Werbeagenturen staatÂliche Kommunikationsaufgaben übernehmen und dabei parteipolitische Interessen eine Rolle spielen, schwindet die Glaubwürdigkeit weiter.
• In einer laufenden Krise gilt es, permanent und systematisch herauszufinden, welche Fragen in welchen Bevölkerungsgruppen offen sind und welche Informationen gesucht werden. Vor allem Menschen mit niedrigerer Bildung und geringem Einkommen, aber auch ältere oder chronische kranke Menschen wurden mit den vornehmlich digitalen Kampagnen schlecht erreicht. Leichte Sprache, glaubhafte Multiplikatoren vor Ort und klassische Medien vom Fernsehen bis zur Postwurfsendung hätten hier eine bessere Wirkung entfalten können.
Leicht haben es diese Versäumnisse bei der Verbreitung von Falschinformationen gemacht: Statt punktuell mit Verteidigungsreden zu reagieren, hätte eine zentrale Anlaufstelle mit hoher Vertrauenswürdigkeit die jeweiligen Fakten nüchtern richtig darstellen können – ohne dogmatische Angriffe. Diese Aufgabe konnte auch der unabhängige Journalismus trotz vielfältiger posiÂtiver Beispiele nicht vollends übernehmen.
Was können wir nun daraus für die Zukunft lernen? Nach einer Krise ist leider oft auch vor der nächsten Krise! Eine besserwisserische Kommunikation von oben hat daher ausgedient, ein geweiteter Blick nach links und rechts ist dringend notwendig. Die BKK W&F trägt dazu gerne weiterhin bei – so es unsere Aufsichtsbehörden auch zulassen. Denn gerade in diesen Zeiten nehmen die Vorgaben für die Aufklärung unserer Versicherten immer weiter zu. Dass Krankenkassen dabei als Vorbilder angesehen werden, die sich nicht von Interessen Dritter leiten lassen sollen, ist dabei selbstverständlich. Daraus immer weniger Kommunikationskanäle, einheitliche Themen und teilweise sogar identische Informationstexte abzuleiten aber ist typisch deutsch und komplett am Ziel vorbei.
Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Björn Hansen
Vorstand
P.S: Fragen, Anregungen, Kritik? Ihre Meinung ist mir wichtig. Schreiben Sie an bjoern.hansen@bkk-wf.de.