Kontrollverlust mit Folgen: Auch mal gephubbt worden?

Die Nutzung von Smartphones ist aus unserer Lebenswelt längst nicht mehr wegzudenken. Seit vielen Jahren stehen dabei vor allem Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt. Denn einerseits sollen sie die Chancen von digitalen Medien zukünftig nutzen lernen, zugleich aber vor deren Risiken geschützt werden. Mittlerweile ist aber klar: auch Erwachsene sind gefährdet. Vor allem die Kommunikation mit anderen leidet zunehmend unter abschweifenden Blicken auf das eigene Smartphone – belastet damit auch unsere Beziehungen.
Freundschaftskiller „Phubbing“
Wer hat das nicht selbst schon einmal erlebt: man unterhält sich, der oder die andere starrt dabei aber ständig aufs Smartphone und weiß irgendwann nicht mehr, um was es gerade eigentlich ging. Dieses Verhalten kann dazu führen, dass sich die ignorierte Person unwichtig oder nicht wertgeschätzt fühlt. Dieses Ignorieren von Menschen zugunsten des Handys beschreibt das neue Massenphänomen Phubbing, der sich aus „Phone“ und „Snubbing“ (jemanden vor den Kopf stoßen) zusammensetzt.
Mittlerweile zeigen auch Studien, dass dieses Ignorieren nachweisbare Auswirkungen auf zwischenmenschliche Beziehungen hat– natürlich auch unter Kindern und Jugendlichen. Eine aktuelle Erhebung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf berichtet hier von mehr als 35 Prozent unter 10- bis 17-Jährigen, die sich durch die Smartphone-Nutzung anderer Personen ignoriert sehen. Experten gehen noch weiter: selbst die Bindung von Eltern zu Neugeborenen kann leiden, wenn Blickkontakt, Lächeln, Lallen, Mimik und Gestik des Kindes deshalb nicht ausreichend wahrgenommen werden.
Auslöser und Gegenmaßnahmen
Warum es zu solchen Situationen kommt, kann viele Gründe haben. So bieten Smartphones viele Ablenkungen und Unterhaltungsmöglichkeiten, die manchmal interessanter erscheinen können als das aktuelle Gespräch. Zum anderen kann aber auch der Drang nach ständiger Erreichbarkeit und die Angst, etwas Wichtiges zu verpassen, dazu führen, dass wir viel mehr als notwendig und sinnvoll auf unser Handy schauen.
Damit Phubbing nicht schädlich für Beziehung, Geist und Gesundheit wird, empfehlen Experten vor allem eines – Rücksichtnahme. Insbesondere bei gemeinsamen Essen aber auch im Schlafzimmer sollte die Handynutzung zudem gar keine Rolle mehr spielen. Leidtragenden wird wiederum empfohlen, offen auszusprechen, wenn sie eine solche Situation stört. Denn oft sind sich Phubber nicht bewusst, wie sie die anderen irritieren und wollen diese auch nicht vor den Kopf stoßen.
Medienkompetenz will gelernt werden
Sich selbst und seine Liebsten gegen Handy-Stress und Internetsucht schützen. Smartphone, Web und Social Media konstruktiv, sicher und wirklich sozial nutzen – diese Herausforderungen müssen wir von Kindheit an bewältigen lernen. Das auch von der BKK W&F unterstützte Präventionsprogramm „ECHT DABEI – Gesund groß werden im digitalen Zeitalter“ hilft dabei, bereits im Kindergarten- und Grundschulalter Antworten auf diese Fragen zu finden.
