Wer liest, lebt gesünder
Soziale Herkunft und Migrationshintergrund sind in Deutschland entscheidend für das Lernen von Lesen und Rechnen. Zu diesem Ergebnis kommt nicht nur eine aktuell veröffentliche Bildungsvergleichsstudie mit der sperrigen Abkürzung PIAAC. Aber Lesen auch etwas mit Gesundheit zu tun!
Da sind zum einen greifbare Fakten, beispielsweise eine Studie der Yale University School of Public Health aus 2016: sie zeigt, dass lesende Menschen im Durchschnitt fast zwei Jahre länger leben als diejenigen, die nicht lesen. Eine andere Studie an der University of Sussex aus 2009 zufolge kann das Lesen von Büchern einen aktuellen Stresspegel sogar um bis zu 68 Prozent senken.
Aber das ist noch nicht alles: denn was passiert, wenn Versicherte medizinische Informationen nicht richtig verstehen, weil sie nicht lesen können?
Dass diese so wichtige Kompetenz aber auch in Deutschland nicht mehr ausgeprägt ist, zeigt eine Studie der Universität Bielefeld aus 2016: mehr als jede oder jeder Zweite hatte damals Schwierigkeiten, gesundheitsrelevante Informationen zu verstehen oder sich in eigene Entscheidungen einfließen zu lassen. Auch wenn der Zusammenhang zwischen Lesefähigkeit und Gesundheit daher nicht auf den ersten Blick erkennbar ist: beides hängt eng miteinander zusammen.
Die Untersuchungen zeigen, dass zwischen Gesundheitskompetenz und Gesundheitsverhalten ein Zusammenhang besteht. Menschen mit geringer Gesundheitskompetenz sind demnach höheren gesundheitlichen Risiken ausgesetzt: sie nutzen zudem häufiger medizinische Notfalldienste, nehmen aber seltener Vorsorgeangebote war und machen häufiger Fehler bei der Medikamenteneinnahme. Selbst Patientensicherheit ist daher den Autoren zufolge eine Frage der Gesundheitskompetenz
Gesundheitskompetenz – digital oder allgemein?
Nicht nur deshalb sind Gesetzliche Krankenkassen bereits seit einiger Zeit verpflichtet, Leistungen zur Förderung des selbstbestimmten gesundheitsorientierten Einsatzes digitaler oder telemedizinischer Anwendungen und Verfahren durch die Versicherten vorzusehen. Die BKK W&F erstattet hier beispielsweise bis zu 60 Euro im Jahr.
Die Herausforderung: „Bis heute gibt es kaum Angebote in diesem Bereich. Und digitale Gesundheitskompetenz lässt sich unserer Auffassung nach nicht wirklich klar von allgemeiner Gesundheitskompetenz abgrenzen“, erläutert Thorben Weichgrebe von der BKK W&F.
Digitale Gesundheitskompetenz soll die Fähigkeit umfassen, Gesundheitsinformationen in digitalen Anwendungen und Informationsangeboten zu finden, zu verstehen, zu bewerten und anzuwenden. In der Praxis könnten dies Angebote sein für Menschen, die ihre gesundheitlichen Probleme meist erst im Internet recherchieren, bevor sie ärztliche Hilfe aufsuchen. „Ziel sollte es dabei sein zu vermitteln, dass Gesundheitsinformationen aus dem Web sind nicht immer zutreffend oder gar seriös sind und vor allem eine ärztliche Beratung häufig nicht ersetzen können. Nur mit ausreichender Gesundheitskompetenz kann man von Gesundheitsinformationen profitieren“, erläutert Weichgrebe.
Und dabei kann man nicht früh genug anfangen. Denn während sich Erwachsene in der Regel schwerer tun, fällt es Kindern deutlich einfacher, Lesen zu lernen. Hier gilt es auch als Gesellschaft anzusetzen.
Tipp: „einfach vorlesen! Der kostenlose digitale Vorleseservice“
Vorlesen hat einen positiven Effekt auf die individuelle Entwicklung von Kindern und damit auch auf deren Gesundheit. Außerdem fördert regelmäßiges Vorlesen ihr soziales Empfinden und Verhalten und macht Lust darauf, möglichst schnell selbst das Lesen zu lernen. Das will die Plattform „einfach vorlesen!“ fördern.
Wöchentlich stehen auf www.einfachvorlesen.de und in der „einfach vorlesen!“-App drei neue Vorlesegeschichten aus bekannten Kinderbuchverlagen kostenfrei zur Verfügung. Die Geschichten eignen sich für Kinder ab 3, 5 und 7 Jahren und sind jeweils vier Wochen lang online. Sie können ganz einfach auf dem Smartphone oder Tablet angeschaut oder ausgedruckt werden und sind wie in einem Buch mit vielen Illustrationen versehen. Der Erinnerungsservice per Push-Nachricht (über die App) garantiert außerdem, dass man keine neue Vorlesegeschichte verpasst.