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Interview mit Tom Lehel „WIR WOLLEN MOBBINGFREI“

Tom Lehel's wir wollen Mobbingfrei Logo

In dieser YOLO-Ausgabe beschäftigen wir uns mit dem Thema Mobbing. Wir haben dazu ein Interview mit dem TV-Star und Moderator Tom Lehel vom KIKA geführt. Wir wollten erfahren, was man gegen Mobbing tun kann und wann der richtige Zeitpunkt ist, Kinder und Jugendliche darüber aufzuklären. Wie und warum sich Tom gegen Mobbing einsetzt, erfahrt ihr in diesem Interview.

Wie bist du 2018 auf die Idee gekommen, die Stiftung “Mobbing stoppen! Kinder stärken!” zu gründen?

“Ich selbst war auch von Mobbing betroffen. Jedoch war ausschlaggebend, dass mein Sohn 2018 ebenfalls erfahren musste, wie es ist, gemobbt zu werden. Dadurch wurde ein Thema, das ich aus meiner eigenen Kindheit längst verdrängt hatte, wieder sehr präsent für mich. Dann habe ich mir Gedanken gemacht und bin zu dem Entschluss gekommen, dass die Kinder zur Schule gehen und dabei Spaß haben sollten. Ich bin bekannt durch die Medien, meine Bücher und vor allem das Kinderfernsehen. Deshalb habe ich meine Energie gebündelt, denn jedes Kind hat das Recht, zu lernen und dabei Spaß zu haben!”

Tom Lehel

Der Titel deines Programms und ersten Buches war “Du doof?!”. Wie kam es dazu?

“Mein erstes Buch und auch meinen Song haben viele prominente Kollegen unterstützt, wie die Lochis oder Julien Bam im Musikclip auf YouTube. Mein Ziel war es, damit laut zu werden und Aufsehen zu erwecken. Ich habe daher den Titel auch auf meinem Auto stehen. Die Menschen fragen sich: „Warum steht da ‚Du Doof?!‘“, wieso heißt es so? Dadurch wird es sehr präsent, und die Menschen fragen mich. Damit entsteht für mich die Möglichkeit, meine Geschichte und meine Erfahrungen zu teilen. Außerdem ist Mobbing auch ganz einfach doof, und deshalb hat dieser Titel gepasst.”

Tom Lehel
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Martin Glahn
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Martin Glahn

Wieso finden deine Programme nur für die Kinder der 3. und 4. Klasse statt?

“Weil man so früh wie möglich anfangen muss. Mobbing fängt teilweise sogar in den letzten Zügen im Kindergarten statt. Da kommen schon kleine Funken zum Vorschein. Man muss es so früh wie möglich erkennen und versuchen, die Kinder zu stärken. 3. und 4. Klasse deshalb, weil der erste Schulwechsel bevorsteht. Ich möchte die Kinder vorbereiten, um mögliche Probleme zu vermeiden. Deshalb ist es mein Ziel, die Kinder stark in die neue Lebenssituation gehen zu lassen. Sobald sie einmal unvorbereitet auf der Kreuzung stehen, ist es zu spät. Die Ampel soll grün sein, wenn die Kinder den Weg beschreiten. Außerdem möchte ich auch die Schulen entlasten, damit so wenige Mobbingfälle wie möglich entstehen. Zusätzlich sollen auch die Eltern mit eingebunden werden. Wenn Lehrer, Eltern und Kinder zusammenarbeiten, entsteht ein schützendes Dreieck. Die Zusammenarbeit ist hier ganz bestimmend.”

Tom Lehel

Was sind deine Erfahrungen mit den Kindern? Wie reagieren sie auf dein Programm?

“Obwohl es ein wirklich ernstes und unschönes Thema ist, finden die Kinder es cool und lustig, wie ich damit umgehe und ihnen gegenüber auftrete. Am Anfang sind sie immer leicht skeptisch, aber das löst sich eigentlich immer relativ schnell. Durch meine Art nehme ich den Kindern die Angst und bestärke sie. Sie sehen mich nicht als Lehrer, sondern als Moderator. Das Wichtigste ist für mich, auf Augenhöhe miteinander kommunizieren. Denn Kinder sind sehr empathisch, sie bemerken, ob ich echt bin oder nur etwas vorspiele. Obwohl ich ein „Opfer“ von Mobbing war, finden sie mich cool. Damit gebe ich den Kindern mit auf den Weg, dass man auch ein „Opfer“ gewesen sein, aber trotzdem cool werden kann. An diesem Punkt öffnen sie sich meistens und erzählen sogar manchmal von eigenen Geschichten und Erfahrungen. Denn wie es in den Wald hineinschallt, schallt es auch wieder heraus. Ich finde, das Vertrauen steht an erster Stelle, und das merken die Kinder.”

Tom Lehel

Gibt es immer wieder neue Mobbingsituationen, die dich schockieren?

“Mobbing war schon immer eine schlimme Tat. Jedoch habe ich in den letzten Jahren bemerkt, dass immer mehr Menschen darin involviert werden. Nur ein Beispiel: Kinder sehen auf sozialen Medien, wie jemand geschlagen wird. Was sehen sie auch? Die Likes. Also denken sie: Dann schlage ich auch jemanden. So bekomme ich dann mehr Likes und damit mehr Aufmerksamkeit. Mobbing wird immer gewaltsamer, deshalb ist es wichtig, früh genug einzugreifen und den Kindern zu erklären, was für große Schäden sie anrichten können. Gleichzeitig muss man ihnen Wege zeigen, wie sie besser mit diesem Thema umgehen können. Respekt ist nicht verhandelbar, denn jeder Mensch hat es verdient, gut behandelt zu werden.”

Tom Lehel

Was ist deine Motivation, sich jeden Tag für die Kinder und gegen Mobbing einzusetzen?

“Mich gegen Mobbing einzusetzen, ist schon immer mein Herzenswunsch gewesen, da ich aus eigener Erfahrung sagen kann, wie es sich anfühlt, ausgegrenzt und schlecht behandelt zu werden. Mit der Zeit habe ich gelernt, damit umzugehen, und möchte dieses Wissen an die Kinder weitergeben und ihnen vermitteln, dass sie in dieser Zeit nicht alleine sind.”

Tom Lehel

Was sind deine Pläne und Ziele für die Zukunft?

“Das Programm „Wir wollen Mobbingfrei“ sehe ich als Lebenswerk und möchte es deshalb so lange wie möglich weiterführen. Es bereitet mir eine große Freude, Kindern durch meine Unterstützung ein besseres Gefühl zu vermitteln. Unsere Pläne für die Zukunft bestehen darin, weiterhin auf uns aufmerksam zu machen und zu wachsen. So wollen wir international werden und auch die Kinder aus anderen Ländern stärken und sie auf den richtigen Weg bringen. Ich bin bemüht, Alben und weitere Bücher zu veröffentlichen. Ich erhoffe mir dadurch, noch mehr Menschen zu erreichen. Mich freut es sehr, dass auch ihr als BKK WIRTSCHAFT & FINANZEN auf das Thema Mobbing aufmerksam machen wollt und mich somit in meinem Vorhaben unterstützt.”

Tom Lehel

Herzlichen Dank für dieses tolle Interview.

Das Programm „WIR WOLLEN MOBBINGFREI“ mit Tom Lehel wird dieses und nächstes Jahr bundesweit an jeweils zwei Tagen in deutschen Grundschulen der 3. und 4. Klassen stattfinden. Alle Grundschulen können sich ab sofort bis zum 30. September 2021 bewerben, die Teilnahme ist kostenlos.