BGM - 09.11.2022

Ältere Arbeitnehmer länger beschäftigen

Sie haben viele Jahre Berufserfahrung und lange gepflegte Netzwerke, sind zuverlässig und loyal: Ältere Arbeitnehmer sind für viele Unternehmen sehr wichtig. Denn der demografische Wandel ist auf dem Arbeitsmarkt längst spürbar und wird den Fachkräftemangel in den nächsten Jahren noch weiter verschärfen. Umso dringender ist es, bewährte Mitarbeiter möglichst lange gesund und leistungsfähig zu halten.

Fachkräftemangel und demografischer Wandel

Noch gibt es keinen flächendeckenden Fachkräftemangel über alle Berufe und Regionen hinweg, aber in einigen Branchen hat sich der Personalengpass bereits verfestigt. Dies ist beispielsweise im Handwerk, in der Metall- und Elektroindustrie, im MINT-Bereich und in einigen Gesundheitsberufen der Fall.

Der demografische Wandel ist ein Grund für den sich zuspitzenden Fachkräftemangel. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) aus dem Mikrozensus 2021 werden in den nächsten 15 Jahren die zahlenmäßig stärksten Jahrgänge, geboren zwischen 1957 und 1969, in Rente gehen. Gleichzeitig rücken weniger junge Menschen nach. Insbesondere in Ausbildungsberufen ist es immer schwieriger, Nachwuchskräfte zu finden. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, können – und müssen – daher auch die Potenziale älterer Menschen genutzt werden, die über eine langjährige Berufserfahrung und ein umfassendes Fachwissen verfügen, auf das z. B. durch Fortbildungen auch weiter aufgebaut werden kann.

Definition ältere Arbeitnehmer

Ältere Arbeitnehmer sind laut OECD Mitarbeiter, die in der zweiten Hälfte des Berufslebens stehen, das Rentenalter noch nicht erreicht haben und gesund und arbeitsfähig sind. Eine konkrete Altersangabe gibt es nicht. In Unternehmen werden häufig Beschäftigte ab dem 55. Lebensjahr zu den älteren Arbeitnehmern gezählt.

Altersgerechte Gestaltung der Arbeit

Ältere Arbeitnehmer sind nicht zwangsläufig weniger leistungsfähig und belastbar als jüngere. Das bestätigt auch eine Analyse des BKK Dachverbandes von 2020, nach der ältere BKK-Mitglieder nicht wesentlich häufiger krank sind als die jüngeren. Mit zunehmendem Lebensalter treten aber durchschnittlich mehr Arbeitsunfähigkeitstage auf. Mehr als die Hälfte aller Fehlzeiten werden durch Muskel-Skelett-Erkrankungen, psychische Störungen und Atemwegserkrankungen verursacht. Diese Fehlzeiten fallen je nach Branche sehr unterschiedlich aus. Vor allem bei Tätigkeiten mit hohem körperlichen Arbeitsanteil gibt es vermehrt Fehltage aufgrund von Muskel- und Skeletterkrankungen. Psychische Störungen sind v. a. dort zu finden, wo intensive Arbeit „mit und am Menschen“ stattfindet, beispielsweise in Verwaltung, Gesundheits- und Sozialwesen.

Obwohl nicht alle älteren Mitarbeiter aufgrund ihrer Tätigkeit bis ins hohe Alter volle Leistung bringen können, gibt es viele Möglichkeiten, sie lange fit und motiviert zu halten. Dabei steht der Arbeits- und Gesundheitsschutz im Fokus.

Einige Maßnahmen sind:

  • Einrichtung eines ergonomischen Arbeitsplatzes mit verstellbarem Schreibtisch und größerem Bildschirm
  • Angebot von Teilzeit-, Jobsharing- oder Lebensarbeitszeitmodellen
  • Herabsetzung der Leistungsanforderungen, v. a. variable Gestaltung der Arbeitsgeschwindigkeit bei schwerer körperlicher Arbeit
  • Weiterbildungen speziell für ältere Mitarbeiter
  • Sportangebote (z. B. bewegte Pausen, Yoga-, Antistress- oder Rückenkurse)
  • Gesundes Kantinenessen und Ernährungsseminare
  • Altersbezogene Gefährdungsbeurteilungen 

Praxistipp

Weitere Informationen finden Sie unter der Publikation „Alterns- und altersgerechte Arbeitsgestaltung“ der Bundesanstalt
für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (baua) und der DGUV Information 206-020 „Prävention kennt keine Altersgrenzen“.

Beispiel: Augengesundheit der älteren Mitarbeiter

Mit zunehmendem Alter leiden Sehschärfe und Sehkraft. Ein wichtiges Angebot für Beschäftigte an Bildschirmarbeitsplätzen ist deshalb eine kostenfreie regelmäßige Augenuntersuchung durch eine fachlich geeignete Person (Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge – ArbMedVV). Für Beschäftigte bis 40 Jahre bedeutet „regelmäßig“ alle 5 Jahre, für ältere Beschäftigte alle 3 Jahre.

Darüber hinaus benötigen die Augen der Arbeitnehmer ab 50 Jahre etwa 50 Prozent mehr Licht für die gleiche Sehleistung wie 25- bis 30-Jährige. Die Lichtstärke der Arbeitsplatzbeleuchtung für ältere Mitarbeiter muss mindestens 800 Lux betragen, besser 1.000 Lux, während für jüngere eine Beleuchtungsstärke von 500 Lux ausreicht. Für Ältere ist daher häufig eine zusätzliche Leuchte direkt am Arbeitsplatz notwendig – z. B. spezielle abgeblendete PC-Leuchten oder Tischlampen mit Spiegelraster.

Hinweis: Bitte beachten Sie, dass dieser Inhalt zwischenzeitlich veraltet sein könnte.

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