Personalpraxis - 13.04.2023

Elternzeit für Väter bringt Vorteile

Nach der Geburt des Kindes zu Hause bleiben – das ist in Deutschland noch immer überwiegend Sache der Frauen. Viele Männer wollen sich stärker an der Erziehung ihrer Kinder beteiligen, fürchten aber Nachteile im Job, wenn sie Elternzeit nehmen. Unternehmen können mit familienfreundlichen Maßnahmen dazu beitragen, dass Väter häufiger Elternzeit nehmen und Mütter schneller in den Job zurückkehren können.

Elternzeit der Väter beeinflusst Elternzeit der Mütter

Obwohl die Elternzeit zwischen beiden Elternteilen aufgesplittet werden kann, wird sie noch immer zumeist von Frauen in Anspruch genommen: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren in Deutschland im Jahr 2021 gut ein Viertel aller Mütter, deren jüngstes Kind unter sechs Jahren alt ist, in Elternzeit. Bei den Vätern traf dies nur auf 1,6 Prozent zu. Zwar ist in den vergangenen Jahren die Elternzeitquote der Männer gestiegen, jedoch auf einem niedrigen Niveau. Die Väter nehmen in den meisten Fällen weiterhin keine Elternzeit – und wenn, dann zumeist nur für maximal zwei Monate. 

Einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufolge kehren Frauen in der Regel schneller aus der Elternzeit in den Beruf zurück, wenn der Vater des Kindes auch Elternzeit nimmt – insbesondere, wenn dessen Elternzeit länger als zwei Monate dauert. Bleiben die Männer mehr als sechs Monate zu Hause, so kehren drei Viertel der Mütter nach spätestens neun Monaten wieder in ihren Job zurück. Ein anderes Bild zeigt sich der Studie zufolge, wenn der Mann maximal zwei Monate oder gar keine Elternzeit nimmt. Dann sind drei Viertel der Frauen erst nach 20 bzw. 24 Monaten wieder erwerbstätig. Diese ungleiche Verteilung der familienbedingten Erwerbsunterbrechungen bei Paaren könnte sich langfristig negativ auf die Karriere von Frauen auswirken. Umso wichtiger, dass Unternehmen einem Elternzeitwunsch von Vätern positiv gegenüberstehen.

Praxistipp

Mütter und Väter haben Anspruch auf bis zu drei Jahren Elternzeit nach der Geburt eines Kindes. Dieser besteht bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres; bis zu 24 Monate der Elternzeit können auch erst zwischen dem 3. und 8. Geburtstag des Kindes genommen werden. Jedem Elternteil stehen drei Jahre Elternzeit zu, unabhängig davon, ob der andere Elternteil ebenfalls Elternzeit beansprucht. Während der Elternzeit kann jedes Elternteil bis zu 32 Stunden pro Woche arbeiten (bei Kindern, die vor dem 1. September 2021 geboren wurden, bis zu 30 Wochenstunden).

Familienfreundliche Maßnahmen

Arbeitgeber sollten auch der Elternzeit von Vätern offen gegenüberstehen, sodass diese weder Nachteile noch Karrierebrüche befürchten müssen. Familienfreundliche Maßnahmen tragen dazu bei, dass Väter sich stärker familiär engagieren und Mütter schneller und mit mehr Wochenstunden in ihren Job zurückkehren können. In Zeiten des Fachkräftemangels ein großer Vorteil für Unternehmen, die so ihre gut ausgebildeten Mitarbeiter im Betrieb halten können. Mögliche Maßnahmen sind beispielsweise:

  • Flexible Arbeitszeitregelungen: wie Lebensarbeitszeitkonten, Sabbaticals, Homeoffice oder lebensphasenorientierte Arbeitszeiten, z. B. die Vier-Tage-Woche.
  • Unterstützung bei der Kinderbetreuung: steuerfreie Übernahme oder Bezuschussung von Betreuungskosten durch den Arbeitgeber, Betriebskita bzw. Kooperation mit anderen Unternehmen bei der Kinderbetreuung, wenn das Unternehmen keine eigene Kindertagesstätte einrichten kann, spezielle Eltern-Kind-Zimmer.
  • Familienfreundliches Arbeitsumfeld: Meetings nur am Vormittag stattfinden lassen, auch Führungskräfte sollten mit gutem Beispiel vorangehen und z. B. an Schulveranstaltungen ihrer Kinder teilnehmen.

Elternzeit im Voraus planen

Väter und Mütter, die in Elternzeit gehen wollen, müssen ihren Wunsch bis zum vollendeten 3. Lebensjahr des Kindes spätestens sieben Wochen vor Beginn schriftlich bei ihrem Arbeitgeber anmelden. Dies ist relativ knapp und lässt dem Arbeitgeber oft wenig Flexibilität. Daher sollten werdende Väter frühzeitig kommunizieren, dass Nachwuchs unterwegs ist und sie die Elternzeit partnerschaftlich aufteilen wollen.

Je nach Dauer der geplanten Elternzeit sowie der Größe des Betriebes gibt es mehrere Möglichkeiten, den vorübergehenden Arbeitsausfall auszugleichen. Beispielsweise könnten während der Elternzeit weniger Aufträge angenommen werden, Aufgaben umverteilt oder an externe Dienstleister abgegeben werden. Bei saisonalen Betrieben ist es vielleicht möglich, die Elternzeit in Phasen geringeren Arbeitsaufkommens zu nehmen. Zusätzliches Personal könnte durch das Einstellen von Leiharbeitnehmern oder die Übernahme von Azubis gewonnen werden.

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