Die nächste Ausgabe erscheint am 01.07.2024.

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Ekelig gesund oder krabbelig gefährlich?
Insekten als Nahrungsmittel

crispy fried  insects

Mutprobe-Begeisterung, die Gründe für das Verspeisen von Insekten sind vielfältig – wie das zunehmende Angebot: Heuschrecken am Spieß, Mehlwurm-Energieriegel, Maden­Schokolade oder Insekten-Burger mit krabbeligen Pattys landen mittlerweile auch auf deutschen Tellern.

Superfood der Zukunft?

Insekten sind sehr gute Nährstofflieferanten, denn sie enthalten hochwertiges Eiweiß, einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe. Die Produktion dieser Nahrungsmittel ist wesentlich umweltfreundlicher als die von herkömmlichem Fleisch, denn sie brauchen weniger Futter, Wasser und Platz. Auch verursachen die Insekten vergleichsweise wenig Treibhaus-Gase. Der essbare Anteil von Insekten ist mit 80 Prozent doppelt so hoch wie beispielsweise beim Rind. In Afrika, Asien und Südamerika stehen Insekten schon lange auf dem Speiseplan, sie könnten die Ernährung der Weltbevölkerung sichern. Da Insekten bei uns als Lebensmittel noch recht neu sind, müssen sie vorab für den menschlichen Verzehr, wie alle neuen Lebensmittel, gesundheitlich bewertet und zugelassen werden. Durch die Europäische Kommission wurde zunächst nur die Larve des gelben Mehlwurms zugelassen, ihr folgte die Wanderheuschrecke und seit dem Februar dieses Jahres gilt dies auch für die Hausgrille.

Mögliche Gefahren

Bei Allergikern, die auf Krebstiere oder Hausstaubmilben reagieren, können Insekten die gleichen Reaktionen hervorrufen. Die Verbraucherzentrale deckt auf, dass die Kennzeichnung möglicher Allergene auf Produkten mit Insekten meist lückenhaft ist. Auch wenn bestimmte Insekten bereits in der EU zugelassen sind, wurden Herstellung und Handel damit noch nicht geregelt. Da Lebensmittel aus oder mit Insekten krankmachende Keime enthalten können, sollten sie vor dem Verzehr erhitzt werden. Eine solche Vorgabe gibt es für die Nahrungsmittel bisher noch nicht, auch machen viele Hersteller keine Angaben zum Verfahren der Keimabtötung. Zur Herstellung gehört auch die Haltung und „Schlachtung“. Insekten sind ebenfalls Lebewesen und verdienen eine artgerechte Haltung mit ausreichend Futter und Wasser sowie Möglichkeiten zum Verstecken und genügend Freiraum. Auch wenn über ihr Schmerzempfinden noch nicht viel bekannt ist, verdienen sie eine ihnen würdige Schlachtung. Europäische Zuchtbetriebe weisen darauf hin, dass bei der Insektenzüchtung bisher keine Antibiotika, Hormone oder anderen Chemikalien zum Einsatz kommen. Bislang gibt es jedoch keine neutralen Kontrollergebnisse dazu. Teilweise werden insektenhaltige Produkte auch mit unzulässigen nährwert- und gesundheitsbezogenen Angaben beworben. Viele Produkte sind außerdem sehr zucker- oder salzhaltig und meist auch viel zu teuer.

Mehlwuermer auf Kochloeffel
Copyright: KleinerMann82/depositphotosID: 507277416
gegrillte Insekten
Copyright: wonderisland/depositphotosID: 30008343

Individuelle Entscheidung

Die Entscheidung, Insekten zu essen oder es eben nicht zu tun, obliegt letztlich jedem selbst. Ernährungsphysiologisch sind sie für den Menschen wertvoll, doch ethisch muss man diese Entscheidung auch selbst vertreten können. Zudem gibt es von der EU bisher noch keine rechtlichen Vorgaben zu Herstellung und Handel.

Mehlwuermer auf Teller
Copyright: phodo/depositphotosID: 66052917
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