Vorwort: Liebe Leserinnen und Leser,
mit einem lauten Knall sprang die Ampel vor einigen Wochen auf Rot: für Deutschland und seine drängenden gesundheitspolitischen Herausforderungen ergeben sich neben vielen Unsicherheiten auch Chancen.
Denn die Lage ist ernst und es gehört zu den Aufgaben der künftigen Regierung, Probleme klar zu benennen und anzugehen. Der Rekordanstieg des Zusatzbeitragssatzes im kommenden Jahr kommt nicht aus heiterem Himmel. Bereits 2023 lag das Defizit in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) um 2 Mrd. € höher als erwartet. Diese Entwicklung setzt sich nun nahtlos fort: Auch 2024 entwickeln sich die Ausgaben dynamischer als erwartet, und erneut wurde der Zusatzbeitrag massiv unterschätzt. Leidtragende sind neben den finanziell immer mehr geforderten Versicherten auch wir Krankenkassen als Prellbock für den Unmut über kaum noch nachvollziehbare Beitragssprünge innerhalb kurzer Zeiträume.
Die Zeit ist reif, mutig über den gesundheitspolitischen Tellerrand hinauszuschauen. Jetzt besteht die Chance, Gesundheitspolitik neu zu denken und vor allem die Versorgung im Sinne der Versicherten zu verbessern. Denn viele der in der nun abrupt zu Ende gehenden Legislaturperiode beschlossenen neuen Gesetze heben weder Effizienzreserven noch verbessern sie die Versorgung. Für Flickschusterei, Detailregulierungen und Maßnahmen wider besseren Wissen ist jetzt keine Zeit. Wir brauchen nun eine Qualitäts- und keine Quantitätsoffensive.
Die Politik hat in den gesetzlichen Krankenkassen starke Partner, die gewillt sind, die Dinge zum Besseren zu verändern. Und sie bringen dafür Sachverstand und Know-how mit. Wir erwarten daher von der Gesundheitspolitik, dass sie uns auch entsprechend machen lässt und uns keine Steine in den Weg legt. Wenn jetzt nicht gegengesteuert wird, wird sich die Dynamik der Beitragssatzsteigerungen so lange fortsetzen, bis es überhaupt keinen Spielraum mehr für Strukturreformen gibt.
Ihre
Maribel Soto Sobrino-Bahri