Personalpraxis - 09.06.2021

Ausbildung digital – alle Möglichkeiten nutzen

Während der Corona-Pandemie haben viele Betriebe die Suche nach Auszubildenden erst einmal aufgeschoben. Dabei hat die Corona- Krise einen enormen Digitalisierungsschub in die Unternehmen gebracht, der nun für den gesamten Bereich der Ausbildung genutzt werden sollte.

Umstellungen bei Abläufen und Prozessen

Während der Corona-Pandemie weiterhin auszubilden, liegt im wohlverstandenen Eigeninteresse der Unternehmen. Jeder jetzt nicht besetzte Ausbildungsplatz steht für eine in der Zukunft fehlende Fachkraft. Denn durch Corona hat sich im Grunde nichts am schon lange von den Betrieben beklagten Fachkräftemangel geändert.

Praxistipp

Die Bundesregierung versucht mit einer Reihe von Maßnahmen, die Wirtschaft zu unterstützen, trotz der pandemiebedingten  Probleme und Einschränkungen (weiterhin) auszubilden. Hierfür wurde u. a. das Programm „Ausbildungsplätze sichern“ deutlich ausgeweitet.

Bestandteile der digitalen Ausbildung

Ausbildung von zu Hause aus

Auch für Azubis ist in vielen Branchen Homeoffice zumindest phasenweise möglich. Eigentlich von der Ausbildungsordnung zwar nicht vorgesehen, aber in der Praxis bereits etabliert – Corona macht es möglich.

Grundsätzlich gelten dieselben Hinweise wie auch für die anderen Arbeitnehmer – mit einer wesentlichen Einschränkung: Die Azubis im Homeoffice brauchen sehr viel und engen Kontakt zum Ausbilder. Sie dürfen auch zu Hause in ihrer Ausbildung nicht allein gelassen werden, regelmäßige Telefonate oder Videocalls sind hier obligatorisch. Insbesondere, weil die jungen Menschen oft noch nicht in der Lage sind, sich ganz allein zu organisieren, ihren Arbeitstag zu strukturieren und für eine geregelte Arbeit bzw. Ausbildung zu sorgen. Außerdem muss jederzeit bei Bedarf eine Hilfestellung verfügbar sein. Der Aufwand für den Ausbilder ist im Homeoffice also eher höher. Auch die Aufgabenstellung und das Feedback sind aufwendiger, aber die Mühe lohnt sich.

Schulungen/Unterweisungen

Digitaler Unterricht ist heute kein Problem mehr – das notwendige Equipment mag an einigen Berufsschulen fehlen, ist aber in den Betrieben in aller Regel vorhanden. Die entsprechenden Programme für Videokonferenzen werden ja nicht nur für die Ausbildung benötigt. Je nach Ausbildungsberuf stehen für das E-Learning umfangreiche Angebote zur Verfügung, insbesondere auch zur Prüfungsvorbereitung.

Schwieriger ist das im technischen und sozialen Bereich. Die Arbeit und Ausbildung an Maschinen oder der Umgang mit Menschen kann nur teilweise simuliert werden. Allerdings bieten eine Reihe von Herstellern Lernvideos (nicht nur für Azubis) an. Zum Teil besteht schon die Möglichkeit, mit Virtual Reality oder Augmented Reality zu arbeiten. Im kaufmännischen Bereich sind digitale Unterweisungen dagegen einfacher.

Digitales Berichtsheft

Das Berichtsheft ist auch heute noch ein wichtiger Bestandteil der betrieblichen Ausbildung. Bereits seit Oktober 2017 kann das Berichtsheft auch digital geführt werden, sofern sich Ausbildungsbetrieb und Lehrling darauf geeinigt haben. Mit dem Vorteil, dass – bei entsprechenden Programmen – die Führung automatisch überwacht wird. Der Ausbilder bekommt einen Hinweis, wenn Eintragungen gemacht oder Fristen versäumt wurden. Allerdings bestehen einige Kammern noch darauf, das Berichtsheft vor der Prüfung in ausgedruckter Form vorgelegt zu bekommen – das ist zwar lästig, aber problemlos möglich.

Bestandteile der digitalen Ausbildung
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Praxistipp

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat im Sommer 2016 die Initiative „Berufsbildung 4.0“ gestartet, die in Kooperation mit dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) darauf zielt, digitale Kompetenzen in Betrieben zu fördern.

Digitales Recruiting

Die Digitalisierung beginnt schon vor dem ersten Ausbildungstag. Die Suche nach Bewerbern und Einstellungstests/-gespräche müssen unter Pandemiebedingungen anders als bisher durchgeführt werden.

  • Die klassischen Ausbildungsmessen, Praktika und andere Gelegenheiten, sich gegenseitig kennenzulernen, fallen aktuell größtenteils weg. Also müssen andere, digitale Möglichkeiten genutzt werden. An erster Stelle stehen die Ausbildungsbörsen und -plattformen, wie z. B. AUBI-plus, Ausbildung.de, Azubi.de, die regionalen IHK-Lehrstellenbörsen oder die Lehrstellenbörse bei der Arbeitsagentur.
  • Ausbildungsplätze sollten unbedingt auch auf der Internetseite des Unternehmens angeboten werden. Eine gute Aufbereitung hilft dabei, dass sie bei der Onlinesuche gefunden werden.
  • Kooperationen mit Schulen können ebenfalls weiterhelfen. Wenn schon das Unternehmen nicht in Präsenz vorgestellt werden kann, so vielleicht online bei entsprechenden Veranstaltungen, mit einem Video am digitalen Schwarzen Brett der Schule oder in einer Video-Konferenz.
  • Bewerbungsgespräche per Zoom oder MS-Teams sowie digitale Tests sind schon durchaus üblich und werden auch von den jungen Menschen gut akzeptiert. Betriebe sollten auch die Kontakte und Möglichkeiten ihrer vorhandenen Azubis nutzen, die ihren Ausbildungsberuf und das Unternehmen Gleichaltrigen oft besser vorstellen können als der Ausbilder oder der Personalchef.
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