Personalpraxis - 03.08.2021

Zurück aus dem Homeoffice

Die steigenden Impfraten und die sinkenden Inzidenzwerte machen es möglich: die Beschäftigten kommen aus dem Homeoffice zurück in die Büros. Trotzdem wird es kein „Back to 2019“ geben – manche Vor-Corona- Strukturen sollten gemeinsam hinterfragt werden.

… und jetzt wieder alle in die Büros?

Gerade Büromitarbeiter haben im Corona-Homeoffice eine Reihe von Arbeitsweisen und Techniknutzungen ganz neu überdacht. In vielen Betrieben war die erforderliche Infrastruktur für die Arbeit im Homeoffice gar nicht oder nur teilweise vorhanden. Es wurde improvisiert, PCs wurden u.U. durch Laptops ersetzt, Datenfernzugriffe und Videokonferenzen eingerichtet. Manch einer hat vielleicht auch festgestellt, dass weit weniger Ausdrucke erforderlich sind als im Büro. Die Arbeitgeber hatten eine ebenso steile Lernkurve wie die Beschäftigten: bei der Zeiterfassung kann man auf die Mitarbeiter vertrauen, die Erreichbarkeit ist auch ohne Anwesenheit im betrieblichen Büro gesichert usw.

Ersten Umfragen zufolge werden nicht alle Bürotätigen wieder ihre gesamte Arbeitszeit im Büro verbringen wollen. Sie haben sich an die flexible Zeiteinteilung, neuen Routinen, u. U. ruhigere Arbeitsumgebung und auch das Wegfallen zeitaufwändiger Arbeitswege gewöhnt und möchten diese Regelungen zumindest an einigen Tagen in der Woche weiter nutzen. Es ist also sinnvoll, über die Möglichkeit fester oder variabler Homeoffice-Tage zu sprechen, wenn dies den Firmeninteressen nicht widerspricht.

Zurück aus dem Homeoffice … und jetzt wieder alle in die Büros?
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Für manche Tätigkeiten kann es hilfreich sein, wenn Mitarbeiter beispielsweise Aufgaben, die hohe Konzentration erfordern, nicht im Großraumbüro erledigen müssen und somit effizienter im Homeoffice arbeiten können. Andere Beschäftigte hingegen möchten lieber wieder ins Büro kommen, weil sie dort einen besseren Arbeitsplatz haben und ungestörter sind als zuhause. Auch diesen Wünschen sollte natürlich Rechnung getragen werden. Hier sollte mit jedem Mitarbeiter ein offenes Gespräch geführt werden – auch mit denen, die die Abwesenden im Büro vertreten oder Tätigkeiten koordinieren müssen.

Das Team neu zusammenschweißen

Ist es geplant, dass viele oder gar alle Mitarbeiter wieder im Büro sitzen sollen, müssen die Corona-Schutzvorgaben von allen beachtet werden – insbesondere, wenn die Mindestabstände nicht eingehalten werden können. Hierfür muss der Hygieneplan aktualisiert und v. a. den Rückkehrern erläutert werden, also welche Bestimmungen wie umzusetzen sind. Zudem müssen für die gesamte Belegschaft ausreichend Handdesinfektionsmittel und Mund-Nasen-Masken beschafft werden, auch die Kapazitäten für die betrieblich anzubietenden Covid-Tests sind anzupassen.

Nicht zu vernachlässigen ist auch, dass sich die sozialen Kontakte im Team, in der Abteilung und im ganzen Unternehmen verschoben haben können. Im Homeoffice sind viele Kollegen – auch unfreiwillig – zu Einzelkämpfern geworden. Oft wurden dienstliche Kontakte mit Kollegen, die der Heimarbeitende gerne mag, verstärkt – und jene zu weniger beliebten Kollegen auf ein Minimum reduziert. Es ist also wichtig, das Team wieder als solches zu etablieren und den Kommunikationsfluss wieder im Unternehmenssinne zu steuern.

Sofern es die Corona-Schutzbestimmungen zulassen, könnten Vorgesetzte daher z. B.

  • möglichst zeitnah zu einem Teamtreffen vor Ort einladen, bei dem jeder ausführlich erzählen kann, was in der Zeit seit März 2020 bei ihm persönlich vorgegangen ist – v. a. in beruflicher Hinsicht, aber auch – soweit gewünscht – im privaten Bereich. Für dieses Treffen sollte je nach Teamgröße genügend Zeit eingeplant werden, da der Bedarf an sozialem Austausch sehr hoch sein kann. Gleichzeitig liefert so ein Treffen nebenbei Hinweise, wo sich in letzter Zeit u. U. Konflikte aufgebaut oder verstärkt haben, die evtl. durch den reduzierten persönlichen Kontakt entstanden sind,
  • noch in diesem Jahr ein Team-Re-Building-Event durchführen. So kann etwa Mitarbeitern in angespannter persönlicher Lage, jenen, die im Homeoffice sozial vereinsamt sind oder die familiär stark belastet waren, vermittelt werden, dass das Team weiterhin hinter ihnen steht und sie auch in der Krise auffängt.

Die Lernkurve nutzen

Sowohl Arbeitgeber als auch Beschäftigte haben in den vergangenen Monaten viel über die Erfordernisse von Fernarbeit gelernt. Dieses neue Wissen sollte aufseiten des Unternehmens genutzt werden, um die Arbeit im Homeoffice zu optimieren und damit z. B. Mitarbeiter, die jemanden betreuen, besser zu unterstützen. Im optimalen Fall werden alle Arbeitsplätze ortsneutral eingerichtet, etwa als Laptop mit Internet-Anschluss und Daten-Fernzugriff, mit mobiler Arbeitszeiterfassung, ggf. mit Diensthandy … Was im Außendienst schon lange gängig ist, kann auf viele Büroarbeitsplätze übertragen werden.

Die Vorteile: Sollte jemand in Quarantäne gehen müssen, fällt er nicht gleich als Arbeitskraft aus. Vorgesetzte können großzügiger auf Anfragen wegen häuslicher Verpflichtungen reagieren, ohne dass der Mitarbeiter dafür Urlaub einreicht und dann für diese Tage nicht mehr zur Verfügung steht. Und das kann auch jenen Mitarbeitern zugutekommen, die eigentlich im Büro arbeiten wollen – ein Pluspunkt für das Arbeitgeberimage

Kleine Checkliste für die Rückkehr ins Büro

  • Corona-Schutzmaßnahmen aufstocken (Handdesinfektion, Masken, Spuckschutz etc.)
  • Sozialen Austausch fördern, insbesondere in den ersten Tagen
  • Rückkehrgespräche mit allen Mitarbeitern führen
  • Erfahrungen aus der Homeoffice-Zeit abfragen: Was lief gut, was nicht?
  • Alle infrage kommenden Arbeitsplätze ortsneutral einrichten
  • Infrastruktur für flexible Arbeitsorte einrichten
  • Team wieder zusammenschweißen – sobald wieder möglich – durch ein passendes Event
Hinweis: Bitte beachten Sie, dass dieser Inhalt zwischenzeitlich veraltet sein könnte.

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