Die nächste Ausgabe erscheint am 01.07.2024.

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Das Magazin der BKK WIRTSCHAFT & FINANZEN

Versorgungsvertrag zur molekularen Krebsdiagnostik

Children's toy with a Childhood Cancer Awareness Yellow Ribbon o

Eine zweite Chance für krebskranke Kinder

Mittlerweile übernehmen 55 gesetzliche Krankenkassen in Deutschland die Kosten einer umfangreichen molekularen Krebsdiagnostik für krebskranke Kinder mit einem Rückfall oder einer Hochrisikoerkrankung. Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) und das Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) haben im März Verträge mit mehreren AOKs und Betriebskrankenkassen wie der BKK W&F abgeschlossen, die jetzt die Kosten für die Entschlüsselung des Tumorgenoms bei ihren Versicherten tragen.

Die Analysen sind Teil des Programms INFORM, das vom Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ) koordiniert wird. Bislang wurde die molekulare Krebsdiagnostik für Kinder und Jugendliche allein durch Projektförderung und private Spenden ermöglicht. Das KiTZ ist eine gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) und der Universität Heidelberg (Uni HD). „Durch die neuen Versorgungsverträge und die Kostenübernahme können krebskranke Kinder in Deutschland, die einen Rückfall erleiden, eine Krebsdiagnostik nach dem neuesten Stand der Technik erhalten“, freute sich Olaf Witt, Direktor am Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ), Leiter der Klinischen Kooperationseinheit pädiatrische Onkologie am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und leitender Oberarzt am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD).

inform logo

Rückfälle: Kinder besonders gefährdet

Krebskranke Kinder und Jugendliche mit einem Rückfall sind besonders gefährdet. Die Krebszellen sind dann oft schon resistent gegenüber den üblichen Standardbehandlungen wie Chemo- und Strahlentherapie und die Chancen auf eine Heilung stehen schlecht. Dies betrifft etwa 20 Prozent aller an Krebs erkrankten Kinder und Jugendlichen in Deutschland. Helfen könnten moderne Behandlungsmethoden wie Immuntherapien und zielgerichtete Therapien, die ganz bestimmte molekulare und genetische Schwachstellen der Krebszellen angreifen. „Doch um abschätzen zu können, welche der spezifischen Therapeutika möglicherweise anschlagen, ist eine umfangreiche molekulargenetische Diagnostik und Beratung notwendig, die bislang nicht zur Regelversorgung gehört“, erklärt David Jones, Koordinator von INFORM und Forschungsgruppenleiter am KiTZ und DKFZ. „Durch das INFORM-Genomsequenzierungsprogramm für Kinder mit Krebs ist es möglich, molekulare Angriffsziele zu identifizieren, durch die sich neue individuell zugeschnittene Behandlungsmöglichkeiten eröffnen. Ziel ist es, die Überlebenschancen der jungen Patientinnen und Patienten zu verbessern“, erklärt Franz Knieps, Vorstandsvorsitzender des BKK Dachverbandes. „Wir haben den Versorgungsvertrag mit verhandelt, um den betroffenen Kindern und ihren Eltern die beste verfügbare Diagnostik und Therapieempfehlung zugänglich zu machen“, betont Knieps.

Hintergrund

INFORM ist ein in Europa bislang einzigartiges Programm, des DKFZ und des UKHD, das am KiTZ seit dem Jahr 2015 molekulargenetische Krebsanalysen für Kinder und Jugendliche ermöglicht. Finanziert wurden die Analysen bislang durch Drittmittel, private Spenden und zeitweise auch durch Projektförderung des Bundeministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Ärztinnen und Ärzte können die Tumorproben ihrer Patientinnen und Patienten nach Heidelberg schicken. Dort wird das Tumorgenom entschlüsselt und nach therapeutischen Angriffsstellen durchsucht.

Im INFORM-Konsortium haben sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von KiTZ, DKFZ und UKHD mit der Studiengruppen der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) zusammengeschlossen und arbeiten eng mit den kinderonkologischen Zentren in Deutschland zusammen. Seit dem Jahr 2015 wurden mehr als 2.500 krebskranke Kinder und Jugendliche von 100 Zentren aus 13 Ländern in das INFORM Programm aufgenommen.

„Eine Weiterführung der INFORM-Leistungen wäre ohne die Kostenübernahme der beteiligten Krankenkassen nicht möglich gewesen“, sagt Witt. „Wir hoffen, dass sich weitere Kassen anschließen und ihren Versicherten ebenfalls die INFORM-Leistungen ermöglichen werden.“ Für die Entwicklung weiterer Diagnostikarme, wie beispielsweise der Medikamententestung, und den Ausbau länderübergreifender Strukturen für krebskranke Kinder aus anderen Ländern, wird das Projekt auch weiterhin auf Spenden angewiesen sein. „Wir bedanken uns daher auch ganz herzlich bei allen Förderern von INFORM, die es überhaupt ermöglicht haben, dieses einzigartige Programm ins Leben zu rufen, so dass es nun ein Teil der Regelversorgung wird.“

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