Die nächste Ausgabe erscheint am 01.07.2024.

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Gesund abnehmen: „Verhalten ändert man nicht in 14 Tagen“

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Wissenschaftliche Studien belegen: stark übergewichtige Menschen sind nicht nur einem hohen psychosozialen Leidensdruck ausgesetzt, sie sind auch anfälliger für Folgeerkrankungen. Was Bodymed-Programm als Angebot der besonderen Versorgung der BKK W&F so erfolgreich macht., weiß der Gründer und Vorstand Dr. med. Hardy Walle.


Dr. Walle, Wie sind Sie dazu gekommen ein Ernährungsprogramm zu entwickeln?

Dr. med. Hardy Walle: Nach wenig zufriedenstellenden Ergebnissen mit anderen Ernährungsprogrammen habe ich begonnen, ein eigenes zu entwickeln. Als Internist hatte ich in dieser Zeit in meiner Praxis viel mit übergewichtigen Patienten und Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und Bluthochdruck zu tun. Als Ernährungsmediziner war und ist mir auch heute noch besonders wichtig, dass die Patienten nachhaltig und an den richtigen Stellen abnehmen – also vorwiegend am Bauch. Und das, ohne hungern zu müssen.


Wie sollte eine erfolgreiche Gewichtsreduktion aussehen?

Walle: Abnehmen bedeutet heute vor allem Fett reduzieren und Muskeln erhalten. Das geht am besten über mediterrane Mischkost mit weniger Kohlenhydraten, viel Gemüse, gutem Fett und vor allem sättigendem Eiweiß und drei Mahlzeiten pro Tag. Dazu gehört auch – neben mehr Bewegung – eine generelle und nachhaltige Verhaltensänderung im Alltag.

Leben Dr. Walle DSC 5711 Portrait Quelle Bodymed
Dr. Hardy Walle Copyright: Bodymed

Was bedeutet in diesem Zusammenhang Nachhaltigkeit?

Walle: Die Nachhaltigkeit muss in einem Programm zur Gewichtsreduktion unbedingt verankert sein. Ziel muss es sein, dass das erreichte Wohlfühlgewicht auch nach Programmende dauerhaft gehalten wird. Damit das gelingen kann, muss die Gewichtsreduktion überwiegend über Fettmasse erfolgen und die Muskeln als Hauptenergieverbrauchermüssen müssen weitestgehend erhalten bleiben. Das ist entscheidend für den Erfolg danach – ohne Jo-Jo-Effekt. Wir setzen dabei klar auf Gebote statt auf Verbote. Denn auch wer abnehmen will muss essen – sich satt essen statt zu hungern. Das Bodymed-Programm ist keine klassische Diät, sondern zielt auf eine ausgewogene Ernährung und Steigerung der körperlichen Fitness ab und unterstützt so einen regen Stoffwechsel. Man fühlt sich einfach wohler!


Ihr Programm beinhaltet auch einen Mahlzeitenersatz. Ist dies ein unverzichtbarer Bestandteil des Programms?

Walle: Jeder Körper ist unterschiedlich. Deshalb empfehlen wir für einen zeitlich befristeten Teil des Programms auch den Einsatz von Shakes für 3 bis 6 Monate, um 2/3 der täglichen Mahlzeiten zu ersetzen. Das bedeutet aber auch: 6 bis 9 Monate spielen Shakes keine Rolle. Denn das Coaching läuft über insgesamt ein Jahr, denn Verhalten ändert man nicht in 14 Tagen. Der Mahlzeitenersatz ist aber nur ein Hilfsmittel auf Zeit und nie die Lösung. Wer meint, nur mit Shakes und ohne verändertes Verhalten abnehmen zu wollen, wird langfristig nicht erfolgreich sein. Alternativ liefern wir auch Rezepte, mit denen man die Shakes durch gesünderes Kochen vollständig ersetzen könnte. Letztlich führen die einfachere Umsetzung und ein in der Regel schneller sichtbarer Erfolg meist zum Einsatz von Shakes, dessen Kosten die Teilnehmenden vollständig selbst tragen und die sie auch nicht zwingend bei uns erwerben müssen.


Woraus besteht ein solcher Shake?

Walle: Wir haben von Anfang an bewusst auf Eiweiß gesetzt. Der hohe Anteil von 70 Prozent besteht überwiegend aus hochwertigem Molkenprotein. Dies sorgt für eine optimale Versorgung des Körpers – bei der Gewichtsabnahme und auch beim Halten des Wohlfühlgewichts. Denn Eiweiß trägt zur Erhaltung von Muskelmasse bei. So können die Muskeln ordentlich arbeiten und Fett verbrennen. Ganz entscheidend ist: Ein Eiweißshake sollte hauptsächlich Eiweiß enthalten, und zwar hochwertiges Eiweiß, und nicht zu viele Kohlenhydrate. Zu viele Kohlenhydrate blockieren nämlich die Fettverbrennung. Wichtig sind auch essentielle Fettsäuren sowie reichlich Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und Ballaststoffe.


Hört sich logisch an.

Walle: Ist aber leider nicht selbstverständlich. Dies wird insbesondere deutlich, wenn Sie sich das umfangreiche Angebot an Eiweiß-Pulvern in diversen Supermärkten, Apotheken oder im Internet vor Augen führen. So ist beispielsweise ein Kohlenhydrat-Anteil 30 Prozent und mehr in Shakes sicher nicht empfehlenswert, wenn sie zur Gewichtsreduktion dienen sollen.


Warum ist der Arzt ein wesentlicher Erfolgsgarant für die Gewichtsreduktion?

Walle: Übergewicht geht oft mit Stoffwechselerkrankungen wie Typ-2-Diabetes und einem gestörten Fettstoffwechsel einher. Auch Bluthochdruck ist eine typische Begleiterkrankung. Es sollten auch Laborwerte während der Gewichtsreduktion regelmäßig kontrolliert werden. Mit Medikamenten eingestellte Typ-2-Diabetiker können in der Regel die Dosis schon in den ersten Wochen verringern und im weiteren Verlauf teilweise sogar ganz absetzen. Das kann nur die betreuende ärztliche Praxis beurteilen und entsprechend veranlassen.


Das Bodymed-Programm richtet sich an Personen mit bereits diagnostizierten gesundheitlichen Problemen. Wie stehen Sie zu Lifestyle-Themen wie Intervallfasten oder Dinner-Cancelling als präventive Maßnahme für Jedermann?

Walle: Wenn man zum Abnehmen eine Mahlzeit ausfallen lassen möchte, wäre Dinner-Cancelling tatsächlich aus ernährungsmedizinischer Sicht gegenüber dem Intervallfasten die bessere Wahl. Allerdings macht es wenig Spaß, abends nach getaner Arbeit nach Hause zu kommen und nichts mehr zu essen. Das Weglassen des Frühstücks ist daher die derzeit medial verbreitetste Form des Intervallfastens. Denn es klingt sehr gut nachvollziehbar, bis zu 16 Stunden für die Fettverbrennung zu reservieren. Es gibt aber Daten, dass „Nicht-Frühstücker“ ein erhöhtes Diabetes-Risiko haben. 2/3 der Übergewichtigen geht ohne Frühstück aus dem Haus. Ich habe sogar mal einen Patienten betreut, der 20 Stunden am Tag gefastet hat und nur zwischen 20 und 24 Uhr gegessen hat – das Zeitfenster alleine ist also nicht die Lösung. Auch hier gilt: ohne eine Änderung des Ernährungsverhaltens wird sich kein Erfolg einstellen. Ein aus meiner Sicht deutlich erfolgversprechenderer Ansatz ist daher ein möglichst eiweißreiches Frühstück. Daten zeigen, dass ein eiweißreiches Frühstück mit etwa 30g hochwertigem Eiweiß die Kalorienaufnahme im Laufe das Tages um etwa 400 kcal reduziert. Ohne zu hungern oder Kalorien zu zählen. Eiweiß am Morgen erhöht zudem die Wärmeproduktion. Man nimmt also mit einem Eiweißfrühstück besser Fett ab – ohne Frühstück verliert man eher Muskeln. Auch dazu finden Interessierte mehr auf unser für Jedermann verfügbaren Informationsplattform https://www.bodymed.expert/.


Vielen Dank für das Gespräch.


Hintergrund: Das Bodymed-Programm

Am Ernährungskonzept von Bodymed können Versicherten der BKK W&F teilnehmen, bei denen ein behandlungsbedürftiges Übergewicht mit einem Body-Mass-Index (BMI) über 30 vorliegt. Zusätzlich muss mindestens eine der folgenden chronischen Erkrankungen ärztlich festgestellt werden: Diabetes Mellitus Typ 2, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck, Gelenkbeschwerden:

  • ärztliche Untersuchung zu Beginn und am Ende des Programms
  • 12 Kurseinheiten zu Ernährung und Gewichtsreduktion
  • ärztliche Kontrolluntersuchung im Dreimonatsintervall mit Blutentnahme
  • regelmäßige Messung des Körperfettanteils
  • ärztliche Betreuung während der gesamten Laufzeit 

Am Zusatzmodul Leberfasten können Versicherte teilnehmen, wenn sie den Einsatz eines geeigneten Mahlzeitenersatzes wünschen und ein Fettleberindex >60 (oder >30 und weitere Begleiterkrankungen vorliegen oder eine Fettleber bereits nachgewiesen ist):

  • Feststellung der Indikation im Rahmen der ärztlichen Eingangsuntersuchung
  • gezielte Schulung und Betreuung der Patientinnen und Patienten mit Laborwertbesprechung und Anpassung der Medikation
  • Gruppenschulungen zum Thema nichtalkoholische Fettleber
Hinweis: Bitte beachten Sie, dass dieser Inhalt zwischenzeitlich veraltet sein könnte.

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