Die nächste Ausgabe erscheint am 01.07.2024.

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Das Magazin der BKK WIRTSCHAFT & FINANZEN

Plastik als Gesundheitsgefahr

Weltkugel in Plastiktasche

Sei es in unserer Kleidung, in unseren Möbeln, in unserer Nahrung oder als Verpackung – Plastik ist in unserer Welt allgegenwärtig. Gewiss hat das Material seine Vorteile: Es ist bruchfest, elastisch, kostengünstig, langlebig, leicht, temperaturbeständig und in verschiedenen Härtegraden und Formen herstellbar. Allerdings werden mittlerweile so große Mengen produziert, dass wir unseren Planeten sechsmal mit Folie umwickeln könnten.

Die Kehrseite des einst hochgelobten Alleskönners

Das stellt nicht nur eine Belastung für unsere Umwelt, sondern letztlich auch für uns Menschen dar. Der Grund: Plastik wird vor allem aus Erdöl hergestellt, wodurch viel CO2 in die Atmosphäre gelangt und den Klimawandel beschleunigt. Darüber hinaus sind die hinzugefügten Stoffe nicht immer ungefährlich. Erst sogenannte Additive wie Farbmittel, Stabilisatoren, Verstärkungsmittel oder Weichmacher sorgen für die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Plastik. Sie können unter bestimmten chemischen oder physikalischen Bedingungen wie beispielsweise Hitze oder im Laufe des Alterungsprozesses aus Kunststoffen austreten und sich in der Umwelt anreichern. Über die Atmung, Haut oder den Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln können die freigesetzten Schadstoffe dann von uns Menschen aufgenommen werden. Häufig verwendete Substanzen wie Bisphenol A, Flammschutzmittel oder Phthalate gehören zu den endokrinen Disruptoren, die in unser fein ausbalanciertes Hormonsystem eingreifen und Prozesse wie die Immunabwehr, Organentwicklung, den Stoffwechsel oder das Wachstum empfindlich stören können.

Bioplastik: Eine gute Alternative?

Als Bioplastik werden zum einen Kunststoffe bezeichnet, die biologisch abbaubar sind, zum anderen Kunststoffe, die aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. Um sich Bioplastik nennen zu dürfen, muss nur eines der beiden Kriterien erfüllt sein – es gibt allerdings auch Kunststoffe, die beide Attribute miteinander vereinen. So oder so gilt: Vom Begriff „Bio“ sollte man sich hier nicht blenden lassen. Denn: Der Anteil der nachwachsenden Rohstoffe am Gesamtprodukt ist nicht definiert. Das bedeutet: Biobasierte Kunststoffe können zwar zum Teil aus Cellulose, Mais oder Zuckerrohr bestehen, dürfen aber auch fossile Rohstoffe beinhalten. So kommt es, dass weniger als 40 Prozent dieser sogenannten Blends tatsächlich biologisch abbaubar sind. Zwar schonen sie die knappen Erdölreserven und ihre Herstellung sowie Entsorgung sparen CO2, gleichwohl ist auch hier der Anbau der Rohstoffe aufwändig und energieintensiv. Zudem wird in der industriellen Landwirtschaft gedüngt und mit Pestiziden gearbeitet.

Ein weiterer Minuspunkt: Durch ihre lange Haltbarkeit sind biobasierte Kunststoffe genauso schädlich für die Umwelt wie andere Kunststoffe. Sollten sie tatsächlich zu mindestens 90 Prozent biologisch abbaubar sein und somit eine Zertifizierung tragen, braucht es dennoch ideale Bedingungen, die der heimische Kompost nicht bietet. Auch moderne Müllverwertungssystem sind nicht auf Bioplastik ausgelegt: Sie benötigen vier Wochen, um Bioabfälle zu zersetzen – der Abbau der Tüten nimmt jedoch dreimal so viel Zeit in Anspruch.

Plastikfreier Juli: Macht mit!

Die Initiative „Plastikfreier Juli“ wurde im Jahr 2011 in Australien gegründet und hat sich im Laufe der Zeit zu einer globalen Bewegung entwickelt. Mehr als 100 Millionen Menschen aus 190 Ländern haben bisher mitgemacht und auf diese Weise 300.000 Tonnen Einwegplastik pro Jahr gespart. Es gibt über den ganzen Monat hinweg verschiedene Aktionen in allen Teilen der Welt, um die immer größer werdende Plastikflut eindämmen.

Die Challenge besteht darin, Plastik zunächst für diesen Monat so gut wie möglich zu vermeiden. Einfach ist es definitiv nicht. Das Ganze ist auch kein Wettbewerb, sondern eine Herausforderung – niemand muss perfekt sein. Der Versuch und der Wille zählen! Notiere dir am besten, auf welches Einwegplastik du in der Zeit nicht verzichten konntest, oder wo es Schwierigkeiten gab – so kannst du deine Erfahrungen mit der Community teilen.

Plastikfrei ist für dich keine hippe “Challenge” für nur einen Monat im Jahr, sondern genauso wie Nachhaltigkeit deine ganz persönliche Lebensphilosophie?

Tragt eure ganz persönlichen Tipps einfach ins das untenstehende Fenster ein.

Gern belohnen wir jede Einsendung mit einer kleinen aber natürlich nachhaltigen Überraschung.

Der Teilnahmezeitraum ist am 31.08.2023 geendet.

NataliaD/depositphotosID: 322464810

Bereits mit kleinen Maßnahmen viel bewirken

Man muss nicht gleich alles perfekt hinbekommen: Der plastikfreie Juli lädt dazu ein, die eigenen Routinen zu hinterfragen und ein paar simple Alternativen auszuprobieren:

  • Eigene Einkaufsbehältnisse aus Baumwolle, Edelstahl, Glas oder Keramik mitbringen und Einwegverpackungen aus Plastik so gut es geht vermeiden Falls doch mal eine Einwegverpackung notwendig wird: Nicht für jedes Lebensmittel eine einzelne Tüte verwenden
  • Feste Kosmetika und Reinigungsmittel mit Ökosiegel einkaufen – vieles davon lässt sich sogar selbst herstellen: Für ein Peeling aus natürlichen Zutaten einfach etwas Aprikosenkernpuder, Haferflocken, Heilerde, Kaffeesatz, Salz oder Zucker mit Wasser vermischen
  • Heimtextilien und den Kleiderschrank schrittweise auf Naturfasern wie Hanf, Leinen, Seide oder Wolle umstellen. Beim Waschen von Synthetikfasern gilt: Je voller die Maschine ist, desto weniger Reibung entsteht zwischen den Wäschestücken, wodurch sich weniger Plastikpartikel lösen können
  • Leitungswasser trinken oder zumindest Mehrwegflaschen gegenüber Einwegflaschen bevorzugen
  • Lose statt vorverpackter Ware in den Einkaufswagen legen
  • Möglichst auf Fertigprodukte und To-go-Angebote verzichten
  • Nur das besorgen, was wirklich benötigt wird

„Als allererstes sollte man seine eigenen Konsumentscheidungen und besonders Impulskäufe immer wieder überdenken. Wichtig ist, nicht zu streng mit sich selbst zu sein. Irgendwo anzufangen ist besser, als gar nichts zu tun – und mit der Zeit werden immer mehr Plastiksparkniffe von ganz allein zu anvertrauten Gewohnheiten werden“, erläutert Loreta Wüstenberg, Umweltexpertin des Baltic Environmental Forum Deutschland e. V. In vielen Bereichen gibt es bereits sehr gute Alternativen, die wir nur kennen und in unseren Alltag integrieren müssen. Das kostet weder mehr Geld noch besonders viel Zeit. Und das Beste: Es schütz unsere eigene Gesundheit und die unserer Umwelt!

Plastikeinsparung berechnen

Das mit dem BKK Landesverband Nordwest für mehr Aufklärung zur Nachhaltigkeit kooperierende Baltic Environmental Forum hat einen Rechner entwickelt. Er deckt die größten Verbrauchsquellen auf, lässt Potenziale sichtbar werden und liefert wertvolle Tipps aus der Gemeinschaft.

Hinweis: Bitte beachten Sie, dass dieser Inhalt zwischenzeitlich veraltet sein könnte.

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